Der Digestif, oder Verdauungsschnaps, bildet den krönenden Abschluss eines jeden Essens mit Freunden oder Familie. Er ist das Pendant zum Aperitif, der vor dem Essen gereicht wird, und soll die Verdauung anregen. Ob an diesem Mythos wirklich etwas dran ist und welche Schnäpse sich besonders eignen, liest du hier.
Welcher Schnaps eignet sich als Digestif?
Nach einem reichhaltigen Essen in illustrer Runde bildet der Digestif den perfekten Abschluss eines schönen Abends. Der Verdauungsschnaps, wie er hierzulande genannt wird, soll den Magen schließen und die Verdauung anregen. Welcher Digestif serviert wird, hängt in erster Linie vom Menü, aber auch von den individuellen Präferenzen ab.
Nicht jeder ist ein Fan von hochprozentigen Spirituosen. Alternativ können daher leichte Liköre oder Longdrinks als Absacker serviert werden. Ansonsten kannst du deinen Digestif der jeweiligen Landesküche anpassen. Hier findest du einige Beispiele:
Typisch Deutsch: Kräuterschnaps und Obstler nach Deftigem
Die traditionell deutsche Küche ist für deftige und fettige Speisen bekannt. Nach Schweinebraten, Käsespätzle oder Kohlrouladen eignen sich klassische Kräuterliköre und Obstler hervorragend als Digestif. Kräuterschnäpse werden auch Magenbitter genannt, sollen die Magenschleimhaut anregen und die Verdauung nach dem Essen unterstützen. Dank des bitter-süßen Geschmacks lassen sie sich eisgekühlt leicht trinken.
Alternativ kann ein Obstbrand gereicht werden, der aus verschiedenen Früchten hergestellt wird. In Deutschland sind Birnen- oder Apfelschnäpse besonders beliebt, der sich durch seinen fruchtig-süßen Geschmack auszeichnet. Anders als Kräuterschnaps sollte Obstler nie eisgekühlt, sondern bei Zimmertemperatur getrunken werden.
Echt Italienisch: Grappa zu mediterranen Köstlichkeiten
In Italien und der italienischen Schweiz trinkt man gerne Tresterbrände, die als Grappa bekannt sind. Sie werden aus den Pressrückständen, die bei der Weinherstellung entstehen, destilliert. Mit einem Alkoholgehalt von mindestens 37,5 Prozent zählt Grappa zu den besonders hochprozentigen Spirituosen und besitzt einen süßen bis herben Geschmack: Dieser kann sich je nach Herstellung stark unterscheiden.
Geschmacklich bildet Grappa als Digestif den perfekten Abschluss nach mediterranen Speisen. Da er selbst aus Weinresten hergestellt wird, beißt er sich geschmacklich nicht mit dem typischerweise zum Essen getrunkenen Wein. Serviert wird er am besten leicht gekühlt in einem klassischen Stielglas.
Vive la France: Cognac für den französischen Abgang
Die Franzosen lieben ihren Cognac. Der Branntwein passt als Digestif perfekt zur französischen Küche. Anders als viele andere Digestif-Schnäpse, wird er nicht einfach so „heruntergekippt“, sondern genüsslich im Cognac Glas zum Schwenken gebracht und schluckweise getrunken. Das macht ihn zu einem Digestif für echte Genießer.
Damit seine Aromen perfekt zur Geltung kommen, wird er bei Zimmertemperatur serviert. Cognac darf er sich übrigens nur nennen, wenn er aus der gleichnamigen französischen Stadt Cognac stammt. Alternativ gibt es noch Armagnac, der sich geschmacklich kaum von Cognac unterscheidet. Er wird in der französischen Region Gascogne hergestellt und gilt als „kleiner Bruder“ des Cognacs, obwohl es ihn geschichtlich gesehen um einige Jahrhunderte länger gibt.
Skandinavischer Klassiker: Aquavit nach dem Festmahl mit Fisch
Aquavit ist nicht jedermanns Sache, passt aber besonders nach Fisch-Mahlzeiten sehr gut als Digestif. Der skandinavische Kümmelschnaps wird in Norwegen und Schweden traditionell zum „Stinkfisch“ Surströmming getrunken und schlägt mit einem Mindestalkoholgehalt von 37,5 Prozent zu Buche. Geschmacklich ist Aquavit leicht bitter.
Hergestellt wird er aus unterschiedlichen Gewürzen, wobei Kümmel und Dill die Hauptbestandteile sind. Auch wenn er in Skandinavien bei Zimmertemperatur gereicht wird, empfiehlt es sich, ihn hierzulande eisgekühlt zu trinken.
Wahr oder falsch: Regt ein Digestif wirklich die Verdauung an?
Auch wenn er hierzulande Verdauungsschnaps genannt wird, stellt sich die Frage, ob wirklich etwas dran ist. Und damit auch die schlechte Nachricht: Tatsächlich beweisen Studien leider das Gegenteil.
Demnach kurbelt der Alkohol den Verdauungstrakt nicht an. Vielmehr blockiert er die Nervenzellen, die dem Gehirn anzeigen, dass es mit der Verdauung beginnen soll. Das Essen wird nach einem Digestif nicht schneller, sondern langsamer verdaut. Wer seinem Magen etwas Gutes tun möchte, sollte lieber Wasser oder Tee trinken.
Ab und zu ein Gläschen Schnaps nach dem Essen schadet aber auch nicht, solange es mit Genuss und in Maßen getrunken wird. Wenn du einen Digestif nach einem angenehmen Abend trinken möchtest, dann darfst du dir das also durchaus erlauben.
Gastronom und Sternekoch Alfons Schuhbeck empfiehlt ohnehin immer das zu trinken und zu essen, was einem selbst am besten schmeckt. In seinem lehrreichen Meet Your Master Kurs erklärt er, wie man auch aus Resten im Kühlschrank und ganz einfachen Mitteln ein edles Menü zaubert.