Die Berufe Regisseur und Intendant kennt jeder. Aber was macht eigentlich ein Dramaturg? Einfach erklärt: Ohne den Dramaturgen oder die Dramaturgin läuft am Theater nichts. Was seine Aufgaben sind, wieso es manchmal richtig schwierig ist und was für Fähigkeiten man für diesen Beruf braucht, erfährst du in diesem Artikel.
Was macht man als Dramaturg?
Der Beruf des Dramaturgen ist nicht einfach zu erklären. Offiziell ist er der künstlerisch-wissenschaftliche Berater am Theater oder in ähnlichen Berufsfeldern. Sein Aufgabengebiet ist vielfältig: Der Dramaturg am Theater entwirft Spielpläne, plant Projekte, ist Sachverständiger und begleitet die gesamte Produktion von Anfang bis Ende.
Er kümmert sich um ein ausgewogenes Programm und sucht Stücke aus, die zum Theater passen. Daneben recherchiert er Begleitmaterial zur Aufführung und versorgt damit Regisseur und Ensemble. Während der Inszenierung hat er einen kritischen Blick auf alle Vorgänge und fungiert als Konfliktlöser.
Eine seiner Hauptaufgaben ist das Lektorat. Der Dramaturg oder die Dramaturgin beurteilt neue Werke bezüglich ihrer Aufführbarkeit und Bühnentauglichkeit. Er steht in ständiger Kommunikation mit Autor oder Verlag, gibt Änderungen in Auftrag oder fungiert selbst als Co-Autor. Der Dramaturg schreibt und streicht die Fassung zusammen, die am Ende auf der Bühne zu sehen ist.
Häufig bearbeitet er Adaptionen von Film- und Romantexten, die ursprünglich nicht für die Bühne geschrieben wurden und kümmert sich um die Übersetzung fremdsprachiger Stücke, Drehbücher oder Kompositionen. Denn nicht nur am Theater kommt der Dramaturg zum Einsatz, er wird überall dort benötigt, wo eine Geschichte bzw. Story ein zentrales Element der Inszenierung ist. Das kann in unterschiedlichen Bereichen der Fall sein:
- Theater-, Konzert- und Opernhäuser
- Rundfunkanstalten
- Fernsehsender
- Festivals
- Filmproduktionsfirmen
- Großveranstaltungen
- Öffentliche Organisationen
- Games-Branche
Auch für die Öffentlichkeitsarbeit ist der Dramaturg oder die Dramaturgin verantwortlich. Er vermittelt die künstlerische Aufstellung des Theaters nach Außen, verfasst Programmhefte und kommuniziert mit Presse und Publikum. Er organisiert Informationsabende, Veranstaltungen sowie Gastauftritte und Festivals. Dabei ist der Dramaturg immer Werbender für sein Einsatzgebiet und versucht, die Öffentlichkeit für seine Produktion zu begeistern.
Der Dramaturg: Kein leichter Job
Den Beruf Dramaturg gibt es nur im deutschsprachigen Raum. Nur hier laufen alle wichtigen Fäden des Theaters in einer Person zusammen. Das macht den Beruf zwar sehr abwechslungsreich, birgt aber auch Schwierigkeiten. Der Dramaturg ist immer mitten drin im Orkan der Streitigkeiten. Er muss die Streichungen des Skripts vor dem Autor verteidigen, gleichzeitig den Regisseur von einer bestimmten Art der Inszenierung überzeugen.
Er sollte bei jeder Probe dabei sein, aber trotzdem ständig unterwegs, um Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Wenn es im Ensemble kriselt, deeskaliert er. Er vermittelt zwischen den Fronten und löst Konflikte zwischen Schauspielern, Regisseur und Intendant. Dabei muss er feinfühlig vorgehen, darf sich aber nie von seiner Meinung abbringen lassen, denn er ist der Fels in der Brandung.
Dazu kommt, dass der Beruf des Dramaturgen oft ein sehr undankbarer ist. Denn obwohl er zum Führungsteam gehört, hat er keine Entscheidungsgewalt. Er hat Mitspracherecht, berät, vermittelt, schlägt vor und gestaltet so die Programm-Planung. Er wird bei Krisen gerne von verschiedenen Seiten instrumentalisiert und muss die konträren Interessen gegenüberstehender Parteien gleichberechtigt behandeln. Das führt unweigerlich dazu, dass er oft angefeindet wird, denn mit hart erkämpften Kompromissen sind selten alle Beteiligten glücklich. Die Arbeit des Dramaturgen ist unheimlich wichtig, wird aber nach Außen kaum wahrgenommen. Obwohl er maßgeblich am Gelingen einer Produktion beteiligt ist, steht er nicht im Rampenlicht, sondern immer im Hintergrund.
Wie wird man Dramaturg? Voraussetzungen und Ausbildung
Wer Dramaturg oder Dramaturgin werden will, braucht in erster Linie ein dickes Fell. Streiten gehört zum Beruf und ohne Durchsetzungsvermögen und Überzeugungskraft kommt man als Dramaturg nicht weiter. Zusätzlich sollte man Organisationsfähigkeit, Menschenkenntnis und Sensibilität mitbringen. Ein Interesse an politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen, Kunst und Sprache sowie ein umfangreiches Wissen in den Bereichen Theater und Literatur sind unabdingbar.
Es gibt keine formalen Voraussetzungen, um Dramaturg zu werden. Zwar werden extra Studiengänge angeboten, in denen man den Master in Dramaturgie machen kann, aber auch mit einem Studium der Theaterwissenschaften, Literatur, Film- und Fernsehwissenschaft oder Regie kann man Dramaturg werden. Wichtig ist, dass neben der theoretischen Ausbildung praktische Erfahrung gesammelt wird. Der häufigste Einstieg ist eine Dramaturgie-Assistenz, aber auch durch Praktika oder freie Mitarbeit lässt sich praktisches Wissen aufbauen.
Als Dramaturg kann man sich auf ein bestimmtes Gebiet spezialisieren, in dem man arbeiten möchte:
- Ballett- und Tanz
- Film- und Fernsehen
- Theater-, Konzert- und Musik
- Produktion
Ein Dramaturg oder eine Dramaturgin kann festangestellt an Theatern, Rundfunkanstalten oder Produktionsfirmen arbeiten. Viele Dramaturgen üben ihren Job aber freiberuflich aus und werden projektbezogen angestellt.
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