In Kombination mit dem Filmbild rührt sie dich zu Tränen, gruselt, belustigt oder bewegt dich: Filmmusik macht einen Film lebendig, untermalt Stimmungen und treibt die Handlung musikalisch voran. Egal, ob im Liebes- oder Horrorfilm. Erfahre hier, wieso Filmmusik so wichtig ist und wie sie sich über die Jahre entwickelt hat.
Was ist Filmmusik eigentlich?
Filmmusik sorgt für die musikalische Untermalung eines Spielfilms oder einer Dokumentation. Der Soundtrack eines Films kann dabei entweder original komponiert (hier spricht man vom sogenannten Score) oder aus existierenden Songs verschiedener Künstler zusammengestellt werden.
Original komponierte Scores werden anders als etwa Konzertmusik nicht nur fürs Hören geschrieben, sondern vor allem, um die Wirkung eines Films zu verstärken. Der Filmkomponist orientiert sich dabei an den Filmbildern und der Handlung. Viele Produktionen würden ohne die richtige Musik gar nicht funktionieren. Das wird deutlich, wenn man sich zum Beispiel einen Horrorfilm oder Psychothriller ohne Musik ansieht: Selbst die gruseligsten und nervenaufreibendsten Szenen wirken ohne die nötige musikalische Untermalung kaum auf den Zuschauer.
Die Filmmusik hat also zwei Aufgaben: Sie stellt zum einen eine inhaltliche Verbindung zwischen Ton und Bild her, zum anderen ruft sie bei Zuschauern Stimmungen und Gefühle hervor. Dabei kann es sich um orchestrale, experimentelle oder populäre Musik handeln.
Wie entsteht ein Soundtrack?
Als Filmkomponist kannst du dich verschiedener Techniken bedienen, um den Score für einen Film zu komponieren. Du kannst dich zum Beispiel an Leitmotiven der Handlung orientieren, also an einem Ort, einer Person oder einer Situation. Diesen ordnest du ein musikalisches Thema zu. Ein gutes Beispiel hierfür ist etwa der Soundtrack der Fluch der Karibik-Reihe: Wer die ersten Takte der Titelmelodie hört, hat auch die Bilder mit tosendem Meer und Piratenschiffen direkt vor Augen.
Daneben gibt es die Technik des Underscoring, die vor allem in animierten Filmen und Komödien zum Einsatz kommt. Sie untermalt synchron die Bewegungen einer Filmfigur, ist zum Beispiel auf jeden einzelnen Schritt abgestimmt. Außerdem gibt es die sogenannte Mood-Technik, mit der eine ganz bestimmte Atmosphäre oder Stimmung hervorgerufen wird. Vor allem in Horror-, Action- oder Fantasy-Filmen kommt diese Technik zum Einsatz. Laut dem Musikwissenschaftler Hans Jörg Pauli kann man Filmmusik außerdem in drei Aspekte unterscheiden:
- Die Kontrapunktierung: Hierbei wird das Filmbild mit Musik untermalt, die im Kontrast zu dem Gezeigten steht. Eine Schießerei wird zum Beispiel von fröhlich-leichten Melodien begleitet.
- Die Polarisierung: Der Score erzeugt eine neue Sichtweise auf eine Filmszene oder eine Situation. Eine Person, die vorher als harmlos dargestellt wurde, stellt sich in Kombination mit bedrohlicher Musik als gefährlich oder böse heraus.
- Die Paraphrasierung: Hierbei deckt sich die Aussage der Filmbilder mit der Musik. Zum Beispiel beim ersten Kuss zwischen Filmfiguren, die endlich zueinanderfinden.
Schon Hans Zimmer, einer der berühmtesten Filmkomponisten unserer Zeit, hat gesagt „Komponieren ist Storytelling“. Filmmusik ist also ein wichtiger Aspekt der Filmsprache, drängt sich dabei aber nie in den Vordergrund. Sie funktioniert und arbeitet gemeinsam mit dem Filmbild, um dieses zum Leben zu erwecken.
Die Geschichte der Filmmusik
Seit Beginn der Filmgeschichte hat Musik eine wichtige Rolle gespielt. Bereits die ersten öffentlich aufgeführten Stummfilme der Gebrüder Lumière im Jahr 1895 wurden live von einem Pianisten begleitet. Anfangs diente diese Klaviermusik vor allem dazu, die Geräusche des Filmprojektors zu übertönen. Doch schon bald etablierte sie sich als wichtiges dramaturgisches Stilmittel in der Stummfilmzeit.
Anfang des 20. Jahrhunderts begann man, originale Musik für Stummfilme zu komponieren und auf die jeweilige Filmszene abzustimmen. Als erster originaler Filmsoundtrack gilt die Musik des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns für den Film L’Assassinat du duc de Guise aus dem Jahr 1908. Es war allerdings äußerst kosten- und zeitintensiv, Filmmusik komponieren zu lassen, weshalb die konventionelle Verwendung von originaler Filmmusik erst in den 20er und 30er-Jahren Fahrt aufnahm.
Als erster langer Tonfilm gilt Der Jazzsänger aus dem Jahr 1927, der von Warner Brothers produziert wurde. Der Film sorgte für eine wichtige Zäsur, denn ab sofort wurde Filmmusik nicht mehr live aufgeführt, sondern vorher im Tonstudio aufgenommen und in den Kinosälen von der Schallplatte abgespielt. Dadurch entstanden ganz neue Produktionsprozesse, denn endlich konnte man Musik und Sprache mit der Handlung auf der Leinwand synchronisieren. Ab den 1930er-Jahren konnte der Ton dann auch direkt auf dem Filmstreifen als eigene Spur neben dem Bild aufgenommen werden und der Tonfilm verdrängte den Stummfilm aus den Kinos.
Ende der 1930er und Anfang der 1940er-Jahre etablierte sich die orchestrale Filmmusik in Hollywood, die sich vor allem am romantischen Stil des 19. Jahrhunderts orientierte. In den 1950er-Jahren begann man auch mit Jazz-, Pop- und Rockmusik zu experimentieren. Außerdem wurden ab Mitte der 1950er-Jahre eigene Titelmelodien für große Produktionen komponiert. Sie sollten zum einen den Wiedererkennungswert des Films steigern, zum anderen konnte man dadurch den Soundtrack gewinnbringend als weitere Einnahmequelle vermarkten. Bis heute hat sich die Filmmusik stark entwickelt und Komponisten wie Hans Zimmer, John Williams oder Ennio Morricone weltberühmt gemacht.
Filmmusik macht Dokumentationen und Spielfilme also erst zu dem, was sie sind: Sie haucht ihnen Leben ein und erzeugt beim Zuschauer starke Emotionen. Das wissen auch Filmproduzenten wie der CEO der UFA, Nico Hofmann. In seinem spannenden Meet Your Master Kurs zeigt er dir, worauf es beim filmischen Erzählen ankommt und was einen guten Film ausmacht.