Unterhaltung und Kunst

Drehbuch schreiben – Tipps für angehende Autoren

09.02.2024
Drehbuch schreiben – Tipps für angehende Autoren

Die Grundlage jedes gelungenen Films ist ein gut strukturiertes und aussagekräftiges Drehbuch, welches den Schauspielern nicht nur Text, sondern auch Mimik, Gestik und Körpersprache vorgibt. Ein Drehbuch zu schreiben ist also eine ganz besondere Form des Geschichtenerzählens.

Wenn du auch schon immer davon geträumt hast, die Fäden einer packenden Handlung zu spinnen und faszinierende Charaktere zum Leben zu erwecken, dann lies weiter und hol dir unsere exklusiven Tipps für angehende Drehbuchautoren

Das Wichtigste auf einen Blick 

  • Ein Drehbuch zu schreiben erfordert Zeit, Hingabe und Leidenschaft 
  • In einem Drehbuch steht alles, was der Zuschauer schlussendlich hören und sehen kann, innere Monologe und Gedanken finden sich darin nicht
  • Die drei C des Screenwriting und die Akte des Dramas helfen dir, eine Struktur zu bekommen
  • In einem Drehbuch stehen keine Regie- und Kameraanweisungen

Was steht in einem Drehbuch? 

In einem Drehbuch ist aufgeschlüsselt, was die jeweiligen Charaktere sagen oder an Geräuschen, wie zum Beispiel Seufzen oder Lachen, von sich geben. Also alles, was der Zuschauer schlussendlich auch hören kann. Zudem wird dargestellt, welche Handlungen die Schauspieler vornehmen, wie sie sich bewegen und wie sie aussehen. Sozusagen alles, was der Zuschauer sehen kann. Gefühle und Gedanken nachzuvollziehen ist die Interpretationsaufgabe der jeweiligen Schauspieler.

Til Schweiger über Drehbücher
In diesem Kapitel seines Kurses Filmemachen gewährt dir Til exklusive Einblicke in seine Arbeit

Sprachlich kennzeichnet sich ein Drehbuch auch dadurch, dass die Beschreibung der Szenerie meist keine ausformulierten Sätze, sondern eher stichwortartige Anweisungen sind. 

„Kathi betritt das Zimmer. An der Wand ein Stuhl und ein leerer Tisch. Sonnenlicht von draußen.“ 

Durch die recht knappen Beschreibungen soll der Regie die Möglichkeit zur Interpretation und Veränderung gegeben werden. Das Drehbuch arbeitet daher mit dem Prinzip, so wenig Worte wie möglich zu verwenden, um eine Situation aber trotzdem so zu beschreiben, dass klar wird, was sich der Autor vorgestellt hat. 

Die Sprache hat einen großen visuellen Bezug. Das bedeutet, Handlungen und Charaktere werden so zueinander und miteinander inszeniert, dass vielerlei Gefühle und Beziehungen ohne Worte deutlich werden. Bis ein Drehbuch wirklich ein eigenes Filmleben beinhaltet, durchläuft der Autor beim Schreiben in der Regel mehrere Phasen. 

1. Die Ideenfindungsphase 

In der Ideenfindungsphase ist es wichtig, eine grundlegende Geschichte für dein späteres Drehbuch zu entwickeln. Du musst sozusagen erst einmal eine grundlegende Hintergrundstory im Kopf haben, bevor du anfangen kannst, konkrete Szenen zu planen. Außerdem solltest dir über die Rahmenbedingungen deines Vorhabens im klaren sein.

Deshalb sollten erstmal grundlegende Fragen geklärt werden:

Inhaltliche Fragen:

  • Welche Art Film soll es werden? (Zeichentrick, Dokumentarfilm, Realfilm etc.) 
  • Worum soll es in dem Film gehen?
  • Wie viele Charaktere wird der Film beinhalten?

Rahmenbedingungen:

  • In welcher Kulisse soll der Film spielen? 
  • Welches Budget steht dir zur Verfügung? 
  • Wie viel Zeit hast du, um dein Projekt umzusetzen?
  • Wer soll in deinem Film mitspielen?

Tipp: Nutze Brainstorming
Beim Brainstorming wirfst du alle deine Ideen auf einen Haufen. Schreibe jeden Gedanken auf, der dir im Kopf herumspukt, ohne ihn zu werten. Mache dich auf die Suche nach Inspirationen. Vielleicht bringt dich ein anderer Film oder ein Buch auf eine Idee? Oder du findest die Inspiration in einem aktuellen oder historischen gesellschaftlichen Thema. Oftmals kommen die besten Ideen auch spontan aus dem alltäglichen Leben. Halte die Augen offen.  

2. Konzeptphase 

Hast du grundlegende Fragen geklärt und eine Story im Kopf, geht es darum, das inhaltliche Gerüst deiner Handlungen aufzubauen und nach und nach zu vervollständigen. Dazu kannst du dich einiger renommierter Ansätze des Schreibens und der Literatur bedienen, um einen gelungenen Aufbau zu erreichen. 

Die drei C des Screenwritings 

Dein Drehbuch steht auf drei Stützen, die es zu definieren gilt. Sie werden in der Fachsprache auch die „drei C“ genannt. 

  • Charakter: Das erste “C“ steht für “Character“, also die Hauptfigur deiner Geschichte. Sie steht stets im Fokus und ist von entscheidender Bedeutung für das Drehbuch. Die Eigenschaften und Hintergründe dieser Person, wie zum Beispiel ihre Stärken, Schwächen, Probleme und weitere Charaktereigenschaften, sind genau zu definieren. Während der Story sollte die Person die Möglichkeit zur Veränderung bekommen, um an ihren Herausforderungen wachsen zu können.

    Beispielfragen: Wovor hat die Hauptfigur Angst? In welcher Beziehung steht sie zu anderen Figuren? Was zeichnet sie aus? 

    Expertentipp:
    Nicht immer bedeutet „Held“ jemanden, der die Welt rettet; es kann auch bedeuten, persönliche Hürden zu überwinden. Die Hauptfigur wird zum Helden, indem sie sich entwickelt und Herausforderungen meistert.

  • Konflikt: Das zweite “C“ steht für “Conflict“ und repräsentiert den zentralen Konflikt in deinem Werk. Jeder Film dreht sich um diesen zentralen Konflikt, der im Laufe der Handlung gelöst werden soll. Der Konflikt ist aber nicht immer wörtlich zu verstehen. Manchmal gibt es tatsächlich einen Konflikt in Form eines Streits, wie zum Beispiel einem Beziehungsproblem, oftmals sind damit aber auch innere Konflikte und persönliche Herausforderung gemeint. Das Ende des Films beinhaltet immer die Lösung des Konflikts. Entweder durch die direkte Lösung im Film selbst oder durch ein offenes Ende, wo sich der Zuschauer die Lösung selbst ausdenken kann.

    Beispielfragen: Was will die Hauptfigur? Mit wem steht sie im Widerspruch? Wer ist ihr Gegenspieler?

  • Konzept: Das dritte „C“ steht für “Concept“ und beinhaltet zentrale Punkte wie zum Beispiel die Frage nach der (historischen) Zeit, in welcher der Film spielt, der Kulisse oder der Atmosphäre. Es liegt immer die Frage zugrunde, welche Intension mit dem Film vermittelt werden soll. Überlegen solltest du dir also Faktoren wie Schauplatz, Kostüme, visuelle Effekte oder auch Erzähltechniken. Quasi alle Dinge, die dazu beitragen, deine Geschichte vor der Kamera auch wirklich zum Leben zu erwecken und sie echt und authentisch wirken zu lassen.

    Beispielfragen: Welche Atmosphäre prägt die Welt unseres Films? Ist es düster und bedrohlich oder eher leicht und humorvoll? Gibt es besondere kulturelle oder historische Aspekte, die die Handlung beeinflussen könnten?

Die drei Akte des Films

Abgeleitet von 5-Akte-Struktur der klassischen Dramaturgie hat jeder moderne Film drei Akte. Das Strukturmodell dient dazu, eine klare und effektive Dramaturgie in Geschichten zu schaffen. Es hilft den Autoren und Filmemachern, die Handlung zu organisieren, die Spannung aufzubauen und den Zuschauern eine befriedigende Erfahrung zu bieten.

  1. Exposition: Im ersten Teil, der Exposition, werden die Hauptfiguren und ihre Welt vorgestellt und in die Situation eingeführt. Man lernt die einzelnen Charaktere, ihre Geschichten und Intensionen kennen. Dabei entsteht Spannung durch Konflikte und Schwierigkeiten. Der erste Teil endet mit dem Beginn des zentralen Problems.
  2. Konfrontation: Im zweiten Akt entwickelt sich der Konflikt weiter, während die Hauptfiguren versuchen, ihre Ziele zu erreichen. Dabei treten Höhepunkte und Wendepunkte auf, die die Handlung verändern. Die Spannung steigt, da die Charaktere mit immer größeren Schwierigkeiten konfrontiert werden.
  3. Auflösung: Im dritten Akt wird der zentrale Konflikt gelöst. Verbleibende Fragen werden beantwortet und die Geschichte findet ihren Abschluss. Oft kehrt die Handlung zu ihrem Gleichgewicht zurück und die Charaktere erfahren eine Entwicklung oder Veränderung.

Auch wenn im heutigen Film  dieser klassische Aufbau nicht immer ersichtlich ist, ist er trotzdem vorhanden. Exposition und Auflösung sind dabei oft sehr kurzgehalten. 


Das Drehbuch Exposé 

Das Exposé deines Drehbuches ist das Ziel der konzeptionellen Phase. In der Regel wird der Entwurf des Drehbuches auf einer Seite präsentiert und dient dazu, Produzenten und Co. von deinem Werk zu überzeugen.

Wichtig dabei ist, dass das Exposé von der Idee und dem Handlungsstrang deines Films überzeugen muss. Du kannst das Exposé entweder schon während dem Konzeptionieren des Drehbuches oder auch erst am Ende schreiben. Wichtig ist, dass du dein Projekt mittlerweile so gut kennen solltest, dass dir das Exposé leicht von der Hand geht. 

3. Die Schreibphase

Nach dem konzeptionellen Teil beginnt die Schreibphase. Hier geht es ganz konkret darum, dein Drehbuch zu schreiben, also dein Konzept in  einen finalen Handlungsstrang aufs Papier zu bringen. Du schreibst also deinen Handlungsverlauf nieder, entwickelst die Dialoge, Mimik, Gestiken und Lautgeräusche sowie die Zeit- und Ortsangaben. 

Formatierung deines Drehbuches

Im späteren Verlauf sollte eine Drehbuchseite ungefähr einer Filmminute entsprechen. Eine für Drehbücher typische Schriftart ist „Courier“ in der Größe 12. Auch die Einschübe an den Seiten sind beim Drehbuch exakt. Hier ein Beispiel:

Am besten lassen sich Drehbücher mit speziell dafür vorgesehenen Programmen, wie zum Beispiel Celtx,  schreiben. Hier gehts zum kostenlosen Software Download 

Szenenüberschriften

Aus der Szenenüberschrift geht hervor, wann und wo genau die Handlung spielt. Sie wird auf wenige Stichworte reduziert und grundsätzlich in Versalien geschrieben. 

Beispiel:

INNEN – UNIVERSITÄT – ABEND 

Zuerst findet sich eine Info, ob die Szene innen oder außen spielt, dann folgt der Ort, zum Schluss die Tageszeit.

Handlung

Deine Handlung wird mittels kurzer und prägnanter Sprache beschrieben. Meistens handelt es sich um Dialoge, bei denen am Anfang der jeweilige Sprecher steht, dann eventuelle Emotionen hinzugefügt werden und in einer dritten Zeile das Gesprochene aufgeschrieben wird. 

Beispiel: 

KATHI 

(verängstigt) 
Bist du sicher, dass die Diebe nicht mehr zurückkommen werden? 

Charaktere

Wenn du ein Drehbuch schreibst, ist es wichtig, wie du die Charaktere einführst. Hauptfiguren bekommen normalerweise ihren Namen, Alter und eine kurze Beschreibung. Nebenfiguren bekommen auch eine kurze Vorstellung, aber nicht so ausführlich.

Bei ihrer ersten Einführung werden die Charaktere in der Geschichte groß geschrieben, danach folgt die normale Schreibweise. Diese Regel gilt für alle Charaktere.

Beispiel:

JONAS, fünfundzwanzig, athletisch gebaut – jedoch eher schlicht gekleidet – in einer abgenutzten Jeans und einem T-Shirt mit Logo, trägt eine Sporttasche und eine Wasserflasche, während er aus seinem alten, verbeulten VW Golf steigt.

Nebenfiguren oder Statisten ohne Namen, werden entweder kurz beschrieben oder mit einer Nummer versehen. Auch sie werden bei ihrem ersten Erscheinen großgeschrieben.

Beispiele:

VERKÄUFERIN 1
PASSANTIN 2

TAXIFAHRER
JUNGER MANN

Expertentipp:
Nutze die Reaktionen anderer Figuren, um wichtige Einblicke in neue Personen zu gewinnen. Achte beim Beschreiben von Charakteren besonders auf Details wie Aussehen und Verhalten. Auch der Ort, an dem eine Figur zum ersten Mal auftaucht, kann subtile Hinweise auf ihre Persönlichkeit liefern.

Dialoge

Bei den Dialogen ist immer die größte Herausforderung, Dinge zu sagen, ohne dass die Schauspieler sie tatsächlich aussprechen. Das bedeutet, Gefühle, Emotionen und Gedanken müssen aus der jeweiligen Situation heraus deutlich werden, der Zuschauer muss quasi dazu animiert werden „Gedanken zu lesen.“ Daher wird auch gerne zwischen den wirklich gesprochenen Dialogen der Subtext eingefügt. In diesem steht, was die Charaktere insgeheim denken, aber sprachlich nicht ausdrücken. So können sich die Schauspieler besser in ihre Rolle einfühlen und ihren gesprochenen Worten den richtigen Kontext verleihen. 

Beispiel:

KATHI 

Bist du sicher, dass die Diebe nicht mehr zurückkommen werden?
(Subtext: Ich habe Angst und will nicht alleine bleiben, biete mir an, dass du hierbleibst.) 

JONAS 

Nein, ich denke nicht. Du kannst ruhig alleine bleiben.
(Subtext: Sicher bin ich mir ja nicht, aber ich möchte auch nicht hierbleiben. Ich habe selbst große Angst.) 

Regie- und Kameraanweisungen

Regie- und Kameraanweisungen stehen normalerweise in keinem Drehbuch, es sei denn, die Szene macht entsprechende Anweisungen erforderlich. Diese werden dann in der Regel mit Abkürzungen beschrieben. 

Drehbuchbeispiel zum Download

Damit du eine erste Vorstellung bekommst, wie eine vollständige Drehbuchseite aussehen könnte, haben wir hier eine zum kostenlosen Download bereitgestellt.

Du siehst, einen Film zu entwickeln beinhaltet ganz viele verschiedene Schritte und geht weit über das reine Schreiben einer fesselnden Geschichte hinaus. Über den wirklichen Prozess, von der ersten Idee bis zum fertigen Film, kann einer im wahrsten Sinne des Wortes (Dreh-)Bücher schreiben. Filmikone Till Schweiger hat schon mehr als ein Highlight auf die Kinoleinwände gebracht und in seinem exklusiven Kurs bei Meet Your Master verrät er seine ganz speziellen Tipps. 

Til Schweiger über die Kunst von Drehbuch und Film
Niemand kann die Kunst der Drehbücher und Filme besser erklären, als Filmikone Til Schweiger.
Tauche in die Filmwelt ein

Fazit 

Ein Drehbuch zu schreiben ist ohne Frage eine spannende Reise. Wenn du gerade beginnst, deine ersten Ideen aufzuschreiben, ist es vor allem wichtig, dich von der Hingabe zu deiner Story und der Leidenschaft zum Erzählen von Geschichten leiten zu lassen. Mache dir keinen Stress, wenn nicht alles sofort klappt oder dich irgendwann eine Schreibblockade heimsucht. Gehe auf Inspirationssuche und schreibe deine Geschichte so, wie du sie selbst gerne erleben möchtest. 

contact